Mittwoch, 20. Oktober 2021

Auszeichnung für Lebenswerk

Verleihung des Mirok Li-Preises an die Deutsche Ostasienmission

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(Stuttgart/Berlin) Paul Schneiss und Lutz Drescher von der Deutschen Ostasienmission wurden mit dem diesjährigen Mirok Li-Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft für ihr Lebenswerk geehrt. Die Preisverleihung fand am 15. Oktober 2021 in einem feierlichen Rahmen und mit über 80 Teilnehmenden online statt.

„Wir ehren heute zwei Missionare, die für politische Courage und kulturelle Offenheit stehen. Sie haben durch ihre Aktivitäten der deutsch-koreanischen Beziehungsgeschichte eine eigene Färbung verliehen. Ihr Glaube an einen Zusammenhang zwischen ‚Widerstand, Aufstand und Auferstehung‘ mahnt uns heute, im Alltag und im Kleinen für Frieden, Demokratie und kulturelle sowie religiöse Diversität einzutreten“, betonte Prof. Dr. LEE You Jae vom Lehrstuhl für Koreanistik an der Universität Tübingen in seiner Laudatio.

Dr. Uwe Schmelter, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft (DKG), verwies in seiner Ansprache auf die Bedeutung des Mirok Li-Preises, der bis heute einzigen deutsch-koreanischen Auszeichnung dieser Art. Beiden Laureaten wird der Preis für ihre Verdienste, die sie sich in besonderem Maße um den kulturellen Austausch und die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Korea in den zurückliegenden Jahrzehnten erworben haben, verliehen. 

Die Botschafterin der Republik Korea, Dr. CHO Hyun Ock, äußerte große Freude über die Auswahl der Preisträger und übergab gemeinsam mit Dr. Uwe Schmelter per Kamera die Verleihungsurkunden der DKG.

„Aus allen Wolken sind wir gefallen, als wir im August die Nachricht gehört haben, dass wir den Mirok Li-Preis erhalten werden“, so Lutz Drescher in seiner Dankesrede, die er auch im Namen seines erkrankten Kollegen und Freundes, Pfarrer Paul Schneiss, hielt. Beide haben lange als ökumenische Mitarbeiter in Ostasien gearbeitet, sind ehemalige Vorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende der DOAM. „Wir stehen hier aber vor allem stellvertretend für all diejenigen, die sich über die Jahrzehnte hinweg für Demokratie und Menschenrechte in Südkorea und später dann auch für Versöhnung und Frieden auf der koreanischen Halbinsel eingesetzt haben.“

Beide Preisträger haben sich intensiv mit der Tradition der bekennenden Kirche in Deutschland und ihrem Widerstand gegen den Faschismus beschäftigt. Dass es diese Tradition eines Widerstandes aus dem Glauben heraus gab, war laut Drescher für die koreanischen Freund*innen überhaupt der Grund, weshalb sie Anfang der 70er Jahre Beziehungen zu den Kirchen in Deutschland aufgenommen haben.

Paul Schneiss und Lutz Drescher sind sich wohl bewusst, dass der Begriff der Mission teilweise umstritten ist und betonen: „Mission hat für uns in der DOAM vor allem damit zu tun, dem Anderen mit einer Haltung radikaler Offenheit und tiefen Respekts zu begegnen. Es geht darum, die Spuren Gottes, der uns ja immer voraus ist, zu entdecken. Die Gründer der Ostasienmission sind schon 1884 so weit gegangen, dass sie von der Entdeckung der Wahrheit Gottes auch in den anderen Religionen gesprochen haben. Dass nicht nur wir als Personen, sondern auch die Arbeit der Ostasienmission gewürdigt wird, berührt uns sehr.“ Lutz Drescher wurde in Korea häufig nach dem Grund seines Kommens gefragt und seine Antwort war immer: “Ich bin gekommen, weil ich von Euch lernen möchte“.

Carola Hoffmann-Richter, jetzige Vorsitzende der DOAM, freut sich mit den Preisträgern. „Ich gratuliere unseren beiden Ehrenvorsitzenden von Herzen zum Mirok Li-Preis der DKG.Ich freue mich sehr über diese besondere Ehrung, mit der ihnen für ihre unermüdliche, langjährige Arbeit große und hochverdiente Anerkennung zuteilwird! Diese Würdigung verstehe ich auch als Ansporn für uns als DOAM nicht nachzulassen, weiterhin unseren Beitrag zum Brückenbauen in und zwischen Ostasien und Deutschland zu leisten.“

Mit dem seit 1999 alternierend von der Deutsch-Koreanischen und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft verliehenen Mirok Li-Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die sich um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Korea in besonderem Maße verdient gemacht haben. Mirok Li (1899-1950) repräsentiert koreanische Identität und Widerstandsgeist gegen Unterdrückung. Er nahm im März 1919 am landesweiten Aufstand gegen die japanische Kolonialmacht teil und musste das Land verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen. Er lebte von 1920 bis zu seinem Tod im Exil in Deutschland und hatte als Wissenschaftler und Schriftsteller großen Einfluss auf die deutsch-koreanischen kulturellen Beziehungen.

Die Deutsche Ostasienmission (DOAM) wird getragen von den Vereinsmitgliedern und Freunden der Missionsarbeit in Japan, Korea, China und Taiwan. Sie ist Gründungsmitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) und des Berliner Missionswerkes. Die DOAM ist deutschlandweit aktiv und hat ihren Geschäftssitz in der EMS-Geschäftsstelle in Stuttgart. Weitere Informationen: www.doam.org

Auskunft DOAM: Lutz Drescher, mailto@dont-want-spam.lutz-drescher.de, Tel. +49 178 2324 789

Pressekontakt: Dr. Dieter Heidtmann, heidtmann@dont-want-spam.ems-online.org, Tel. +49 711 6367821

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