Der Fachbereich Gender versteht sich als Teil einer weltweiten Bewegung für mehr Gendergerechtigkeit. Gendergerechtigkeit ist dann erreicht, wenn alle Menschen ein Leben frei von Diskriminierung und Gewalt führen können – unabhängig davon, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen oder welche sexuelle Orientierung sie haben.

„Statt ein Mann oder eine Frau zu werden, habe ich mich entschieden, Christ zu werden.“

Die Bibel lesen mit den Augen Anderer (S. 96)

Gendergerechtigkeit ist eine Aufgabe, die in allen Programmen und Bereichen der EMS gleichermaßen berücksichtigt wird. Deshalb hat die EMS Leitlinien verabschiedet, die dazu beitragen, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern in der weltweiten EMS-Gemeinschaft gerechter zu gestalten. Auch das Bemühen um eine gendergerechte Sprache innerhalb der EMS trägt der Vielfalt von Geschlechtern Rechnung, die mehr als Frauen und Männer umfasst.

Stellenbosch, Südafrika
Thursdays in Black
Gegen sexuelle Übergriffe

Gezielte Frauenförderung

Da Geschlechtergerechtigkeit eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung ist, fördert die EMS gezielt Frauen in ihren Mitgliedskirchen. Dies geschieht durch ein internationales Netzwerk von Frauen in Afrika, Asien und Europa sowie durch die ausgewiesene genderbewusste Indikatoren in der Projektförderung.

So erhalten junge Frauen eine Schul- und Berufsausbildung – was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich verbessert. Die Evangelische Mission in Solidarität unterstützt ihre Mitgliedskirchen besipielsweise dabei Frauen- und Rehabilitationszentren zu errichten, wo christliche, hinduistische oder muslimische Frauen, die unter Armut, mangelnder Bildung und Gewalt leiden, Hilfe erfahren. Zahlreiche weitere Projekte gehen auf die Initiative von Frauen zurück, wie beispielsweise die Sive-Schule für Gehörlose und das Masangane-Aidsprojekt in Südafrika oder die Arbeit mit behinderten Kindern auf der indonesischen Insel Sulawesi.

Mit Ihrer Spende für die „Allgemeine Arbeit“ unterstützen Sie die vielfältigen Aufgaben der EMS genau dort, wo Ihre Hilfe gerade am dringendsten gebraucht wird.

Ein krankes Kind zu versorgen, bedeutet nicht nur, viel Zeit zu investieren. Auch die Kosten für die Behandlung bringen Familien oftmals an den Rand der Belastungsgrenze. Wie kann ihnen geholfen werden? Die…

Seit 1992 sind Frauen in Ghana vor dem Gesetz gleichgestellt. Doch sowohl im Bildungsbereich als auch im Arbeitsleben sind sie Männern gegenüber immer noch benachteiligt. Mit einem Tierzuchtprojekt stärkt die…

Geschlechtsspezifische Gewalt ist in Indien nach wie vor allgegenwärtig. Die Kirche von Südindien (CSI) möchte Verantwortung übernehmen. Sie sensibilisiert und schult die eigenen Mitarbeitenden und schafft so ein…

Auf dem Weg in eine gerechtere Gesellschaft: Die Women’s Fellowship der Kirche von Südindien (CSI) stärkt Frauen und ermöglicht Gleichberechtigung. 

Häusliche Gewalt, Menschenhandel oder erzwungene Prostitution: Die Gewalt gegen Frauen in Indonesien hat viele Gesichter. Die Maha Bhoga Marga Foundation (MBM) der Christlich-Protestantischen Kirche in Bali (GKPB)…

Menschenhandel, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Misshandlung durch den Ehepartner: Die Gewalt gegen Frauen in Malaysia und Indonesien hat viele Gesichter. Gemeinsam mit dem Schweizer Missionswerk Mission 21…

Frauennetzwerk

Frauen tragen in der EMS-Gemeinschaft entscheidend zum Gemeindeleben bei, indem sie zahlreiche diakonische und seelsorgerliche Aufgaben wahrnehmen. Trotzdem haben nur wenige von ihnen Leitungspositionen in den kirchlichen Hierarchien inne. Obwohl Frauen häufig unter Armut und Gewalt leiden, entwickeln sie unglaubliche Stärken und Fähigkeiten. Frauen aus dem Süden und Norden brauchen Begegnungen, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen. Deshalb fördert die Abteilung Frauen und Gender gegenseitige Besuche und internationale Vernetzungen unter Frauen aus den Kirchen und Missionsgesellschaften der EMS in Afrika, Asien, Europa und dem Nahen Osten.

Das Internationale Frauennetzwerk pflegt die Zusammenarbeit mit Liaison-Frauen in den Mitgliedskirchen: Rebecca Abladey (PCG, Ghana), Dr. J. Jasmine Alley (CSI, Indien), Dr. Rima Nasrallah (NECB, Libanon), Buyiswa Sambane (MCSA, Südafrika), Dr. Lydia Tandirerung (STT INTIM, Indonesien). Die Nachbesetzung für die Stellen in Japan und Korea hat begonnen. Sie bilden eine Brücke zwischen ihren Kirchen und der Abteilung Frauen und Gender.

Der Frauenbeirat mit Delegierten aus den südwestdeutschen Mitgliedskirchen, Missionsgesellschaften und Vereinen begleitet und unterstützt die Abteilung Frauen und Gender. Es finden zwei Treffen im Jahr in der Geschäftsstelle in Stuttgart statt.  Seit 2017 finden Frauenkonferenzen alle zwei Jahre im Vorfeld der EMS-Generalversammlung statt. Teilnehmende sind auch die Frauen des Beirates, Liaison-Frauen und die (weiblichen)  Delegierten der Generalversammlung.

Hier stellen wir Ihnen abwechselnd drei Mitglieder des Frauennetzwerkes vor.

  • Dr. Rima Nasrallah

    Pfarrerin Dr. Rima Nasrallah ist Liaison-Frau der Nationalen Evangelischen Kirche in Beirut (NECB) im Libanon. Seit Dezember 2018 ist sie auch Sprecherin des internationalen EMS-Frauennetzwerkes.

    2003 schloss Rima Nasrallah ihr Theologiestudium an der Near East School of Theology (NEST) in Beirut ab. Anschließend leitete sie fünf Jahre lang den Bereich Religionspädagogik und spirituelles Leben der NECB. Es folgten Studienjahre zur Promotion in den Niederlanden. Rima Nasrallah ist seit 2014 Dozentin an der NEST in Beirut.

    Am 11. November 2018 wurde sie in ihr Amt als Pfarrerin der National Evangelical Church of Beirut (NECB) eingesetzt. Dr. Nasrallah ist die erste Frau, die von der libanesischen EMS-Mitgliedskirche NECB ordiniert wurde – und zugleich die dritte ordinierte Pfarrerin im gesamten Nahen Osten. Dass auch Frauen geistliche Ämter bekleiden können, müsse sich erst noch ins Denken und Fühlen der arabischen Christ*innen einprägen, betont Dr. Nasrallah.
     

  • Dr. Lidya K. Tandirerung

    Die Theologin Lidya K. Tandirerung ist seit 2018 Liaison-Frau der neun indonesischen Mitgliedskirchen im internationalen Frauennetzwerk. Sie ist Dozentin am Theological Seminary of Eastern Indonesia (STT INTIM) in Makassar.

    Ihre Fachgebiete sind Religionswissenschaft, Ökumene, feministische Theologie und Geschlechtergerechtigkeit. Sie engagiert sich im Network of Women Theologians in Indonesia (PERUATI) und im Interfaith Women Network for the Study of Religion and Culture. Als Dozentin nimmt sie an interreligiösen Austauschprogrammen teil und lehrt regelmäßig an der Alauddin Islamic State University in Makassar.

    „Es ist mir ein besonderes Anliegen, die Frauenperspektiven in den internationalen Debatten zu Religion und Kultur einzubringen“, sagt Lidya Tandirerung. „Momentan beschäftigt mich vor allem das Thema sexuelle Übergriffe und Gewalt und der Umgang damit in verschiedenen Kulturen.“ 
     

  • Dr. Jasmine Alley

    Die Theologin Jasmine Alley ist Liaison-Frau für die Kirche in Südindien (Church of South India/CSI). Seit Juni 2019 ist sie offiziell die Generalsekretärin der CSI Women’s Fellowship in Südindien mit Sitz in Bangalore.

    Jasmine Alley wuchs im indischen Bundesstaat Kerala auf. Zwei ihrer drei Geschwister sind ebenfalls im kirchlichen Dienst tätig. Nach der Graduierung von der Universität Kerala studierte sie Theologie, ihren Abschluss machte sie an der Universität Serampore im Bundesstaat Westbengalen. Anschließend arbeitete Jasmine Alley in der Diözese Kerala in unterschiedlichsten Funktionen, beispielsweise als Lehrerin und Leiterin einer Bibelschule, als Hochschulseelsorgerin und Dozentin in verschiedenen theologischen Instituten.

    „Mir ist es wichtig, Frauen auf allen Ebenen in engen Kontakt miteinander zu bringen – um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen“, sagt Jasmine Alley über ihre Arbeit.
     

Our Voices

Seit 30 Jahren ist OUR VOICES die Publikation des EMS-Frauennetzwerkes. Einmal im Jahr bietet das Magazin Raum für Stimmen und Beiträge aus dem internationalen EMS-Frauennetzwerk –  jeweils zu einem Schwerpunktthema. 1992 erschien die erste Ausgabe in Englisch, später kam dann die deutsche Übersetzung hinzu und seit 2006 gibt es zusätzlich eine indonesische Fassung. Die aktuelle Ausgabe zum 30-jährigen Jubiläum 2022 ist zum ersten Mal auch ins Arabische übersetzt. In vier Sprachen gehen Frauen der Frage nach, was Kirchen und Gemeinden gegen Gewalt an Mädchen und Frauen tun können.

Gender Policy und Code of Conduct

Im November 2006 wurde die erste Fassung des Dokuments „Gender Policy – Leitlinien für mehr Geschlechtergerechtigkeit“ von der EMS verabschiedet. Im November 2015 wurde die zweite, sprachlich aktualisierte Fassung dem Missionsrat vorgelegt. Die Gender Policy definiert Gender nicht als ein spezifisches Aufgabengebiet, sondern als Querschnittsaufgabe, die in allen Programmen und in allen Bereichen Berücksichtigung finden muss.

„Innerhalb von Kirchen ist es eine besondere Verantwortung von Menschen in Machtpositionen, dem Dienen Christi nachzueifern, indem sie das Ungleichgewicht in Beziehungen nicht missbrauchen, sondern sich respektvoll gegenüber anderen verhalten und die Umsetzung der Richtlinie überwachen.“

Dieses Anliegen wurde durch die Leitlinien in der internationalen und ökumenischen Gemeinschaft der EMS verankert werden. Die EMS stellt sich damit auch der Herausforderung, Geschlechtergerechtigkeit in interkulturellen Dimensionen zu denken und zu gestalten. Das erfordert Mut, nicht nur eigene Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen, sondern sich mit der Frage nach Gerechtigkeit im Kulturen überschreitenden Dialog zu befassen.

Der EMS-Missionsrat hat im Juni 2019 den Entwurf eines neuen Verhaltenskodex gegen sexuelle Überbegriffe einstimmig angenommen. Dabei handelt es sich um einen konkreten fünfseitigen Leitfaden zur grundsätzlichen und zur ganz praktischen Vorbeugung und zum Umgang mit etwaigen Vorfällen sexueller Übergriffe während von der EMS verantworteten Veranstaltungen und Programmen.

Code of Conduct

Verhaltenskodex – Zur Vermeidung sexueller Übergriffe. Verabschiedet vom Missionsrat der EMS im November 2019 in Hohenwart/Deutschland.

Gender Policy

Die Gender-Leitlinien beziehen sich auf gemeinsame Entscheidungsprozesse und Programme der EMS-Gemeinschaft und der EMS-Geschäftsstelle in Stuttgart.

Positionspapier Gender-Based-Violence

Das Frauennetzwerk der EMS fordert eine klare Null-Toleranz-Haltung gegenüber allen Formen von Gewalt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse. Bei allgemeinen Fragen nutzen Sie bitte das unten stehende Kontaktformular. Gerne stehen wir Ihnen auch persönlich für Fragen und weitere Informationen zur Verfügung – telefonisch oder per E-Mail.

Kerstin Neumann

Fachbereichsleiterin Interkulturelle Theologie und Bildung, Frauen und Gender

+49 711 636 78 -33

neumann@dont-want-spam.ems-online.org

Anda Nkosi

Koordinatorin des Internationalen Frauennetzwerks