Donnerstag, 27. Februar 2025
Violet Nayak – Erste Bischöfin der Kirche von Nordindien
Ein Interview über Gleichberechtigung, Führungsstärke und die Zukunft der Kirche

Vom 10. bis 12. Februar fand in Delhi das Regionalforum Süd- und Ostasien der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) statt. Vor Ort trafen sich Delegierte der EMS-Mitgliedskirchen aus Indien und Korea. Unter ihnen war auch Violet Nayak, die erste Bischöfin der Church of North India (CNI). Wir trafen sie zum Interview.
Bitte erzählen Sie uns etwas über ihren persönlichen Hintergrund - woher kommen Sie und wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Ich komme aus einer christlichen Familie. Meine Eltern haben in einem Missionskrankenhaus gearbeitet. Ich habe sechs Schwestern und einen Bruder. Ich bin die Jüngste. Nach meinem Geschichtsstudium machte ich meinen Bachelor in Theologie am Serampore College in Kolkata. Im Jahr 2000 begann ich in der Kirche zu arbeiten, vor allem mit Kindern. 2001 wurde ich ordiniert. Im Jahr 2016 musste das Kinderprojekt, für das ich arbeitete und das mehr als 360 Kinder unterstützte, schließen. Danach übernahm ich als Gebietskoordinatorin die Verantwortung für 50 Gemeinden. 2025 wurde ich Bischöfin.
Warum haben Sie Theologie studiert? Wollten Sie schon immer Pfarrerin werden?
In der achten Klasse hatte ich eine klare Vorstellung davon, dass ich später im Pfarramt arbeiten wollte. Damals besuchte ich eine Kinderbibelwoche. Nach meinem Geschichtsstudium wurde mir eine Stelle als staatliche Lehrerin angeboten, die ich aber ablehnte. Stattdessen ging ich direkt zum Serampore College, machte die Aufnahmeprüfung und bestand sie.
Sie sind die erste Bischöfin der Kirche von Nordindien. Was sind Ihre Pläne?
Ich möchte den Einfluss und die Teilhabe von Frauen stärken, insbesondere in Führungspositionen, denn unsere Kultur ist von männlicher Dominanz geprägt. In meiner Diözese möchte ich den Anteil von Frauen in verantwortungsvollen Positionen erhöhen, zum Beispiel als Pfarrerin, als Sekretärin oder Schatzmeisterin. Darüber hinaus möchte ich, ländliche Gebiete für das Evangelium erschließen, das Bewusstsein für Hygiene und berufliche Möglichkeiten stärken sowie die Unterernährung von Kindern bekämpfen. Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung der Landwirtschaft in den Gebieten, die von Menschen aus Odisha bewohnt werde, um die lokale Wirtschaft zu stärken und die Abwanderung in die benachbarten Bundesstaaten zu verringern, wo es an Arbeitsplätzen mangelt.
Wie wollen Sie Frauen in der Kirche von Nordindien stärken?
Es gibt viele Frauen in den Kirchen, aber die Führungspositionen sind überwiegend von Männern besetzt. Um das zu ändern, fördere ich gezielt junge Frauen und ermutige sie,Theologie zu studieren. Mein Ziel ist es, dass Frauen Verantwortung übernehmen und sich als gleichwertig sehen.
Wie sieht Ihre Vision für die Frauen in Indien in fünf Jahren aus?
Ich möchte Frauen Mut machen, Verantwortung zu übernehmen und sich als Führungskräfte zu etablieren. Mein Ziel ist eine Kirche, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind.
Was ist Ihre Botschaft an die Frauen in der Welt?
Frauen und Männer sind gleichwertig. Frauen sollten sich nie minderwertig fühlen, sondern selbstbewusst ihren Weg gehen. Eine gottesfürchtige Frau wird immer wachsen und sich entwickeln. Gemeinsam können Frauen stark, mutig und voller Liebe sein.
Wir bedanken uns bei Violet Nayak für das Gespräch.