Sonntag, 19. Dezember 2021
Ein gesegnetes Weihnachtsfest
„Strahlen brechen viele aus einem Licht. Unser Licht heißt Christus.“

Gott kommt in diese Welt, an einem ganz und gar unangemessenen Ort. Der Stall von Bethlehem ist so klein, dass Josef den Kopf einziehen muss, wenn er hinein will. Und die Welt, in die Christus geboren wird, wirkt ziemlich durcheinandergewürfelt. Ihre Ordnung ist verloren gegangen.
Der Künstler Rudolf Yelin hat das Weihnachtsfenster, das auch unsere diesjährige Weihnachtskarte ziert, nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau der Hospitalkirche in Stuttgart gestaltet. In den Bombenangriffen des Kriegs war die Kirche fast vollständig zerstört worden. Lange war offen, ob sie überhaupt wiederaufgebaut werden würde. Am Ende wurde der Chorraum zu einer neuen Kirche umgestaltet und die zerbombte Wand des Kirchenschiffs blieb zur Mahnung vor Krieg und Gewalt als Ruine stehen.
In diese verletzte Welt wird der Christus geboren. Eine Welt, in der die Menschen Ausschau halten nach den Strahlen des Lichts, das sie auf einmal umgibt. Die Strahlen des Sterns über Bethlehem verbinden die Hirten auf dem Feld und die Weisen aus dem Morgenland. Sehnsüchtig schauen sie hinauf zu dem Gott, der in ihre Welt gekommen ist. Selbst eines der Schafe hat offensichtlich bemerkt, dass hier etwas ganz Besonderes geschieht.
Die Geburt des Kindes in der Krippe verändert diese Welt. Ein neues Licht durchbricht die Unordnung und das Durcheinander und erfüllt die Welt mit seiner Wärme. „Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids," verkündigt der Engel den Menschen und dabei leuchtet die Klarheit Gottes um ihn (Lukas 2, 10-11). Die Gegenwart Gottes stellt die Welt in ein neues Licht. Im Bibeltext für den Heiligen Abend steht, dass die heilsame Gnade Gottes allen Menschen erschienen ist, damit wir „besonnen, gerecht und fromm“ und „eifrig zu guten Werken“ in dieser Welt leben (Titus 2, 11-14).
Für die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) passt diese Aufgabenbeschreibung ziemlich gut. Vor 50 Jahren, im September 1972, wurde die EMS im Hospitalhof in Stuttgart gegründet. Heute gehören zur EMS 23 Kirchen, zwei Gastkirchen und fünf Missionsgesellschaften in Afrika, Asien, Europa und dem Nahen Osten. Gemeinsam verbinden sie 25 Millionen Gläubige über drei Kontinente hinweg. Sie alle leben aus dem Licht, das in der Weihnachtsnacht erschienen ist und sie setzen sich gemeinsam ein für eine „besonnene, gerechte und fromme“ Welt.
In einem der Lieder aus der Ökumene in unserem Gesangbuch heißt es: „Strahlen brechen viele aus einem Licht. Unser Licht heißt Christus. Strahlen brechen viele aus einem Licht und wir sind eins durch ihn.“ (EG 268) Weihnachten macht unsere Welt ein bisschen heller und ein bisschen wärmer.
Im Namen der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Christfest.

Dr. Dieter Heidtmann
EMS Generalsekretär