Donnerstag, 25. Juni 2020
„Heilung, Versöhnung und nie mehr Krieg“
Gedenken an 70. Jahrestag des Ausbruchs des Koreakrieges

Am 25. Juni 2020 jährt sich der Beginn des Koreakrieges (1950 – 1953) zum 70. Mal. Das koreanische Volk lebt seither getrennt in Nord- und Südkorea, in zwei unterschiedlichen Systemen und Staatsformen, und leidet noch immer ganz unmittelbar unter den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzung.
Die koreanischen Kirchen feiern 2020 als „Jubiläumsjahr“. Sie verpflichten sich in ihrem Gedenken, ihre Initiativen für Frieden und Versöhnung beider Landesteile weiter zu intensivieren. Die Presbyterianische Kirche in der Republik Korea (PROK) hat mit einer Gedenkfeier unter dem Motto „Heilung, Versöhnung und nie mehr Krieg“ in der Demilitarisierten Zone am 20. Juni ein weiteres Zeichen für den Frieden gesetzt.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges teilten die Supermächte die koreanische Halbinsel in zwei Staaten auf. Familien wurden auseinandergerissen, viele Menschen verloren ihre Heimat. Die Teilung führte zum Ausbruch des Koreakriegs, bei dem etwa vier Millionen Menschen ihr Leben ließen. Nach dem Krieg scheiterten Bemühungen um die Wiedervereinigung des geteilten Landes. Bis heute wurde kein Friedensvertrag abgeschlossen.
„Heilung, Versöhnung und nie mehr Krieg“ – das sind wichtige Orientierungspunkte für das koreanische Volk auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft. Dieser Weg ist sicherlich oft steinig und manchmal bläst auch ein gewaltiger Gegenwind, das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Aber es lohnt sich auf Versöhnung zu bauen und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Carsten Rostalsky, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Ostasienmission (DOAM), teilt mit uns seine Gedanken an diesem besonderen Tag und zeigt sich solidarisch mit seinen koreanischen Brüdern und Schwestern.
„Meine Biographie beginnt im Osten Deutschland, in der DDR. Ich habe die erste Hälfte meines Lebens in der DDR verbracht und die zweite Hälfte im vereinten Deutschland. In der DDR habe ich Theologie studiert und bin zum Pfarrer ordiniert worden. Mit meinen Kirchengemeinden konnten wir die friedliche Revolution im Herbst 1989 miterleben und auch aktiv mitgestalten. Für mich war das eine sehr prägende und intensive Zeit und ich bin bis heute dankbar für diese Erfahrungen.
Mit unseren Kindern sind wir später oft dorthin gefahren, wo einst die System-Grenze zwischen Ost und West verlief. Inzwischen hat die Natur diesen Todesstreifen zurückerobert und alles begrünt, also wieder heil gemacht. Unsere Kinder fragten: ‚Wo war denn nun hier diese schlimme Grenze? Hier ist doch gar nichts mehr zu sehen?‘ Und genau das ist es, was ich den Menschen auf der koreanischen Halbinsel von ganzem Herzen wünsche:
Ich wünsche Ihnen allen – im Süden und im Norden –, dass Ihre Kinder und Enkelkinder sie einmal an der dann nicht mehr vorhandenen Demilitarisierten Zone fragen werden: ‚Wo war denn nun hier diese schlimme Grenze? Hier ist doch gar nichts mehr zu sehen?‘ Wenn das geschieht, dann ist Krieg weit weg, Heilung hat längst begonnen und Versöhnung ist mit Händen zu greifen.“
Als Zeichen der Anteilnahme am Leiden des koreanischen Volkes, bittet die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) mit einem Gebet von Lutz Drescher (Vorsitzender der DOAM) für Versöhnung und Wiedervereinigung des noch immer geteilten Koreas.
Ein Gebet und ein Poster für Wiedervereinigung

Gott der Liebe,
wir preisen Dich, weil Dein Mitgefühl und Deine Barmherzigkeit grenzenlos sind und alle Grenzen überschreiten können.
Gott der Barmherzigkeit,
wir danken Dir, dass Du beide liebst, die Menschen in Nord - und in Südkorea.
Gott des Mitgefühls,
Du weißt, wie viel die Menschen im Norden und im Süden während des Koreakrieges gelitten haben und immer noch leiden.
Gott der Heilung,
Du kennst das Trauma des Koreakrieges, dessen verheerende Auswirkungen noch immer zu spüren sind.
Gott der Versöhnung,
Du kannst Schuld vergeben und Deine Liebe ist stärker als jeder Hass.
Gott des Friedens,
wir preisen dich, weil der Tag kommen wird an dem die Menschen in Nord und Süd einander als Brüder undSchwestern erkennen, einander umarmen und ein Volk sein werden.