Samstag, 13. Dezember 2025

Glaube, der Brücken Baut

Migrant*innengemeinden in Stuttgart

Christ*innen aus Kamerun und Ghana feiern gemeinsam mit der EMS Gottesdienst in der Waldkirche.
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Das weltweite Christentum ist vielfältig und multikulturell. Es lebt in der Unterschiedlichkeit der Menschen verschiedener Länder und Kontinente. Oft organisieren sie sich in muttersprachlichen Gemeinden. Sie entfalten hier ihr eigenes Gemeindeleben, pflegen aber auch enge Kontakte zu den einheimischen Kirchen.

Stuttgart ist zur Heimat einer wachsenden Zahl solcher Gemeinden geworden, die die zunehmend multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft der Stadt widerspiegeln. Diese Gemeinden spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Zusammenhalts in der eigenen Gemeinschaft, der Bewahrung der kulturellen Identität und der Integration in die deutsche Gesellschaft.

Zahlreiche Christinnen und Christen aus Ghana und Kamerun haben in der Stuttgarter Waldkirche am Kräherwald und in der Rosenbergkirche in Stuttgart-West eine neue Heimat gefunden. Die beiden evangelischen Kirchen stellen den fremdsprachigen Gemeinden nicht nur ihre Räume zur Verfügung, sondern machen sich gemeinsam mit ihnen auf einen interkulturell-ökumenischen Weg. Neben den wöchentlichen Gottesdiensten, die jede Gemeinde in ihrer jeweiligen Muttersprache abhält, feiern sie gemeinsame Gottesdienste, etwa am Ostersonntag oder am Pfingstmontag zum „Fest der Weltweiten Kirche“. Gemeinsam leben sie den christlichen Glauben in unterschiedlichen Sprachen, Traditionen und Ausdrucksformen – und tragen so zur spirituellen und kulturellen Vielfalt der Stadt bei.

Dabei wird deutlich: Migration und Glaube sind keine Randthemen, sondern eine Kraftquelle für das Zusammenleben. Auf der biblischen Grundlage: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander lieben sollt, wie ich euch geliebt habe“ (Joh.15,12), verpflichten sich die Gemeinden zur Solidarität. Sie wollen alles tun, um Spaltungen zu vermeiden und Einheit zu fördern, „damit alle eins seien“ (Joh. 17, 21). Sie fördern das ökumenische Zusammenleben in seiner Vielfalt, um eine engere zukünftige Zusammenarbeit zwischen den Migrationsgemeinden und der deutschen Gemeinde zu schaffen.

Diese Kirchen wollen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Vertrautheit für bestimmte ethnische Gemeinschaften vermitteln und gleichzeitig die Sprache und die kulturellen Praktiken ihres Heimatlandes bewahren. Während die erste Generation der Zugewanderten oft eine geistliche Heimat sucht, können ihre Kinder, die sich selbst als Deutsche verstehen, die Sprache der Vorfahren nicht fließend sprechen. Sie fühlen sich oft zwischen den Traditionen ihrer Eltern und den kulturellen Normen ihres Gastlandes hin- und hergerissen.

Die presbyterianischen Kirchengemeinden aus Kamerun und Ghana in Stuttgart sind der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sehr dankbar für die Unterstützung und Zusammenarbeit. Durch ihre Hilfe bekommen die Gemeinden ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Hoffnung und verfügen über die nötigen Ressourcen, um sowohl geistlich als auch als Gemeinschaft zu wachsen.

Pfarrer Alfred Moto-poh
Alfred Moto-po ist Pfarrer der Presbyterianischen Kirche in Kamerun (PCC). Er arbeitet bei der Basler Mission – Deutscher Zweig (BMDZ) in Stuttgart als Referent für Bildungs- und Partnerschaftsarbeit.