Freitag, 03. Februar 2017
Kinder für eine gerechte Welt, Teil 1
Was uns beim Globalen Lernen wichtig ist

Was uns beim Globalen Lernen wichtig ist
Die beiden Freunde Emso und Pipit haben euch ja bereits Einblicke in das Kinderprogramm YOU+ME:FRIENDS AROUND THE WORLD gegeben. Heute möchte ich euch nun die Grundlagen erläutern, die bei der Entwicklung des Programms wichtig waren. Sie bedeuten auch mir in der Arbeit zum Globalen Lernen mit Kindern und in der Begegnung im Kontext unserer internationalen EMS Gemeinschaft viel. Wir, die Koordinatorinnen von YOU+ME:FRIENDS AROUND THE WORLD, orientieren uns dabei an den sechs Prinzipien aus dem Aufsatz "Eine Welt in Kindergarten und Grundschule" von Professor Dr. Rudolf Schmitt, Grundschulpädagoge und Entwicklungspsychologe an der Universität Bremen.
Wir, das sind übrigens meine Kollegin Annette Schumm und ich, Anna Kallenberger.
Beim Globalen Lernen mit Kindern stellen sich zunächst einige Fragen: Wie ist es zu verantworten, kleine Kinder mit den komplexen Themen und Problemen der Welt zu konfrontieren? Mit ihnen über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu reden. Ist das nicht zu schwierig, zu traurig, zu politisch? Erfahrungen zeigen, dass es durchaus richtig und wichtig ist, Kinder schon früh über den eigenen Horizont blicken zu lassen. Viele Kinder machen engagiert mit und entwickeln ein erstaunliches Verstehen für Ereignisse und Realitäten, die ihren eigenen Alltag übersteigen.
Das Prinzip der Sozialen Nähe
Drei der sechs Prinzipien des Globalen Lernens möchte ich euch heute vorstellen. Die erste Leitlinie, an der wir uns orientieren, ist das "Prinzip der sozialen Nähe". Die soziale Nähe ist grundlegend für die entwicklungspädagogische Arbeit mit Kindern. Soziale Nähe bedeutet, erst einmal die vielen Gemeinsamkeiten von Kindern in Asien, Afrika oder Europa zu entdecken und aufzuzeigen. Alle Kinder sind zunächst einmal Kinder dieser Erde. Kinder fühlen sich wohl, wenn die Familie und andere wichtige Menschen in ihrem Umfeld glücklich sind. Themen wie Spielen, Wohnen, Sport, Religion, Essen, Familienalltag usw. lassen sich laut dem Wissenschaftler Schmitt nahtlos in die scheinbar andere Welt erweitern und mit dem Alltag der Kinder verbinden.
Kinder leben in keinem Schonraum
Wichtig ist, soziale Probleme anzusprechen und dabei keinen Schonraum entstehen zu lassen (Prinzip 2). Was bedeutet das? Um Empathie, Kritikfähigkeit, kooperatives oder gar solidarisches Verhalten zu erreichen, ist die Auseinandersetzung mit den wirklichen sozialen Problemen auf dieser Erde unabdingbar. Weltweit leben Kinder in keinem Schonraum. Das Leben in der Gruppe, in der Klasse und in der Familie kann oft spannungsgeladen sein. Geholfen wird Kindern nur, wenn sie diese Wirklichkeit besser durchschauen und bewältigen lernen.
Vermeidung von Klischees
Wird die Arbeit rund um Kinder in verschiedenen Ländern nicht schnell klischeehaft? Entwicklungspolitische Bildungsarbeit kann tendenziell ins Klischeehafte kippen, ohne dass dies gewollt ist. Was tun mit Klischees? Die ferne, fremde Welt sollte nicht allzu sehr von der vertrauten Vorstellungs- und Erlebniswelt der Kinder abweichen, so formulieren wir unsere dritte Leitlinie. Wir orientieren uns in allen unseren pädagogischen Materialien daran.
Soweit für heute. Ihr seht: das Globale Lernen macht Freude, ist aber auch eine Herausforderung.
Herzlichst, Eure Anna