Montag, 20. März 2023

Weniger geschlechterspezifische Gewalt in Kirche und Gesellschaft

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An der Near East School of Theology (NEST) in Beirut (Libanon) fand kürzlich ein dreitägiger Workshop zum Thema geschlechterspezifische Gewalt statt – ein Novum im kirchlichen Kontext des Nahen Ostens. Finanziert wurde der Workshop von der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), die sich seit Jahren aktiv mit dieser Thematik auseinandersetzt.  

„Wir alle sind in unseren Kirchen mit geschlechterspezifischer Gewalt konfrontiert. Manchmal trägt der religiöse Aspekt sogar noch zu geschlechtsspezifischer Gewalt bei – etwa in der Art und Weise, wie wir bestimmte Bibeltexte auslegen, wie wir sie umsetzen oder wie wir diese Texte lehren", sagte Pfarrerin Dr. Rima Nasrallah bei der Eröffnung des Workshops. Sie ist Dozentin an der NEST, einer Schule, die Teil des EMS Studienprogramms ist. Seit 2018 ist Nasrallah Sprecherin des internationalen EMS-Frauennetzwerks.  

Der von Pfarrerin Nasrallah initiierte Workshop fand vom 9. bis 11. Februar statt. Das Ziel: das Thema geschlechterspezifische Gewalt biblisch und theologisch zu reflektieren sowie praktische Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang damit zu vermitteln. Professor*innen der NEST hielten dazu Fachvorträge, in denen biblische Texte und theologische Konzepte, die zu geschlechtsspezifischer Gewalt beitragen, kritisch hinterfragt wurden. Ein spezialisierter Psychologe und ein Professor für Theaterpädagogik setzten zudem kreative und interaktive Methoden ein, um über Gender, Geschlechterrollen und -verhalten sowie Gewalt nachzudenken. 

Insgesamt nahmen rund 25 Personen am Workshop teil. Darunter waren Ehrenamtliche, die sich vor allem in der kirchlichen Arbeit mit Frauen, Kindern und Jugendlichen engagieren oder auch in der religiösen Erziehung in kirchlichen Schulen und Einrichtungen tätig sind. Durch ihre ganz unterschiedlichen persönlichen Hintergründe und Altersgruppen bereicherten sie die Diskussion.  

Die Gruppe unternahm auch eine Exkursion zu einer lokalen, auf geschlechterspezifische Gewalt spezialisierten NGO, wo neue Horizonte eröffnet und Kontakte geknüpft wurden. „Es wird Zeit, dass sich unsere Glaubensgemeinschaft für Menschen einsetzt, die von Gewalt betroffen sind", so Hala Bitar, eine der Teilnehmerinnen. Zudem stellten in einem der Podien weitere NGOs, die im sozialen, psychologischen und aktivistischen Bereich tätig sind, ihre Arbeit vor.  

„Wir hoffen, dass diesem Workshop weitere ähnliche in der Region folgen werden und wir hoffen, dass wir die Arbeit, die mit diesem Workshop erreicht wurde, weiterführen können", erklärt Pfarrerin Nasrallah.