Mittwoch, 18. Dezember 2024
Südkorea: Kirche unterstützt Proteste gegen Präsident Yoon
Drei Fragen an die südkoreanische Pfarrerin Jungha Park

Als EMS sind wir eine große weltweite Gemeinschaft. Wir sind verbunden in unserem Glauben und leben Solidarität füreinander und miteinander. In diesen Tagen fühlen wir uns besonders verbunden mit den Menschen in Südkorea, die sich in der gegenwärtigen Regierungskrise – ausgelöst am 3. Dezember durch die plötzliche Ausrufung des Kriegsrechts durch Präsident Yoon – für Demokratie, Stabilität und Frieden einsetzen. Die Presbyterianische Kirche in der Republik Korea (PROK) und die Presbyterianische Kirche von Korea (PCK) sind Mitglieder in der EMS-Gemeinschaft. Wir haben Jungha Park, Pfarrerin der PCK, drei Fragen gestellt. Zu den Protesten. Zur Kirche. Und zur Öffentlichkeit des christlichen Glaubens.

Sie haben an Demonstrationen teilgenommen. Wofür haben Sie demonstriert?
Ich habe an einer Kundgebung teilgenommen, bei der ein Amtsenthebungsverfahren gegen den südkoreanischen Präsidenten Yoon gefordert wurde. Er hatte plötzlich und ohne Verfahren das Kriegsrecht verhängt. Die Menschen waren schockiert, als sie sahen, wie die Soldaten wegen des Kriegsrechts die Nationalversammlung betraten.
Präsident Yoon sagte in einer öffentlichen Ansprache, dass diejenigen, die sich ihm widersetzten, dafür verantwortlich seien, dass das Kriegsrecht eingeführt wurde. Das klang für mich sehr gefährlich. Denn das, was Yoon sagte, war nichts anderes als die Meinung eines Diktators.
Südkoreas Kampf für die Demokratie war ein langer und harter Weg, der mit vielen Herausforderungen und Opfern verbunden war. Ich glaube nicht, dass sich diese schmerzhafte Geschichte wiederholen wird.
(Anm. d. Red.: Das Kriegsrecht wurde dank der Bemühungen der Bürger*innen innerhalb von drei Stunden aufgehoben und der Antrag auf Amtsenthebung wurde am 14. Dezember angenommen).
Sie sind Pfarrerin. Waren Sie als Privatperson oder als Vertreterin der Kirche bei der Demonstration?
Ich habe in mehrfacher Hinsicht an den Demonstrationen teilgenommen. Zunächst habe ich als Pfarrerin an einem von einer überkonfessionellen Gruppe von Christ*innen organisierten Marsch teilgenommen. Dann habe ich als Bürgerin meine Studierenden zu einer anderen Demonstration vor der Nationalversammlung geführt. Und neulich war ich auch mit anderen Mitgliedern meiner Kirche dort.
Ich unterscheide mich als Pfarrerin nicht von dem, was ich als Mensch bin. Ich versuche, alles zu tun, was von mir verlangt wird, sei es innerhalb oder außerhalb der Kirche, und zwar auf der Grundlage meiner Identität als jemand, der zu Christus gehört.
Sollte die Kirche bei Demonstrationen sichtbar sein? Warum?
Die Kirche ist dazu aufgerufen, Gottes Gerechtigkeit zu verwirklichen und sich mit den Ausgegrenzten dieser Welt zu solidarisieren. Das ist ein Teil unseres Auftrags.
Noch immer sterben Menschen am Arbeitsplatz. Die wirtschaftliche Ungleichheit nimmt zu. Auseinandersetzungen verschiedener Art spalten unsere Gesellschaft. Wenn die Demokratie auf dem Rückzug ist, bleiben die Mächtigen unkontrolliert und die Schwachen leiden umso mehr darunter.