Samstag, 07. Dezember 2024

Themenreihe Tod und ewiges Leben

Entdeckungsreise in jenseitige Welten

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Unsere fünfteilige Reihe „Tod und ewiges Leben“ eröffnet faszinierende Einblicke in Bestattungsbräuche aus dem Umfeld der weltweiten EMS-Gemeinschaft. Viele dieser Rituale bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Christentum und traditionellen religiösen Überzeugungen. Die Kirchen nehmen dabei oft eine Vermittlerrolle ein. 

Alle Beiträge der Reihe erscheinen erstmals in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „EMS Einblick“. Sie wird von einem Redaktionsteam aus Afrika, Asien und Europa verantwortet und bietet internationale Perspektiven auf die Arbeit der EMS-Mitgliedskirchen und Missionsgesellschaften.

Bestattungskultur der Akan - Zwischen Tradition und christlicher Lehre

Die Mission in Afrika hat theologische Deutungsansätze entwickelt, um traditionelle Praktiken mit den christlichen Lehren in Einklang zu bringen. So wird zum Beispiel Trommeln und Tanzen als Ausdruck der Freude und der Feier des Lebens in den Gottesdienst integriert. Die Mission hat auch dazu beigetragen, die Bestattungsbräuche der Akan zu verstehen und zu respektieren.

Die Akan sind eine westafrikanische ethnische Gruppe, die vor allem in Ghana lebt. Mit der Verbreitung des Christentums wurden viele traditionelle Rituale der Akan in das kirchliche System aufgenommen, so dass eine harmonische Verbindung von kulturellem Erbe und christlichem Glauben entstanden ist. Die Bestattungspraktiken der Akan sind ein Beispiel für das reiche kulturelle Erbe des ghanaischen Volkes. Die Integration dieser Traditionen in den christlichen Gottesdienst durch die afrikanische Mission zeugt von einem respektvollen und innovativen Ansatz zur kulturellen Anpassung. Durch die Anerkennung und Neuinterpretation traditioneller Rituale bietet die Kirche eine Plattform, auf der Glaube und Kultur harmonisch koexistieren können. Die Zukunft der Bestattungspraktiken der Akan liegt in diesem ständigen Dialog und gegenseitigem Respekt, der sicherstellt, dass die kulturelle Identität der Akan innerhalb des christlichen Glaubens erhalten bleibt.

DER TOD IM KONTEXT DER AKAN

Die Akan betrachten den Tod als eine allumfassende Erfahrung, die für die Lebenden in der von Gott geschaffenen Ordnung bestimmt ist. Sie sagen: „Owuo da amansan konmu“ – was bedeutet: „Der Tod ist für alle da“. Der Tod wird als gefühllos, unbarmherzig und stärker als das Leben beschrieben: „Wenn der Tod jemanden überfällt, kann das Leben ihn nicht retten.“ Die Akan glauben, dass die menschliche Seele unsterblich ist und im Moment des Todes ihre Reise in die Ewigkeit antritt. Wie in anderen traditionellen Religionen West- und Zentralafrikas gibt es auch bei den Akan einen übergeordneten Gott, der normalerweise nicht mit den Menschen in Kontakt kommt, und viele untergeordnete Gottheiten, die den Menschen helfen. Die Ahnen – Familienangehörige, die vor ihrem Tod ein gutes und gesellschaftlich akzeptiertes Leben geführthaben – werden ebenfalls verehrt und angebetet, da sie einen übermenschlichen Status erreicht haben und als Vermittler zwischen den Lebenden und „Onyankopon“ (Gott) dienen.

„KRA WUO“ UND „ATOFO WUO“

Die Beerdigungsrituale der Akan können je nach dem sozialen Status oder der Stellung, die die Verstorbenen vor ihrem Tod innehatten, sehr unterschiedlich sein. So unterscheidet sich die Beerdigung von Häuptlingen deutlich von der Beerdigung einfacher Bediensteter oder Familienmitglieder. Wenn ein Kind stirbt oder der Verstorbene der erste unter Geschwistern ist, wird die Beerdigung verkürzt und einfach gehalten („soduo“), da Kinder noch nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden. Es besteht auch die Befürchtung, dass ein aufwändiges Begräbnis weitere Todesfälle in der Familie begünstigt.

Ein „guter Tod“ ist für die Akan Anlass, das Leben zu feiern.

Die Akan unterscheiden einen guten Tod zur rechten Zeit („kra wuo“) und einen Tod zur Unzeit („atofo wuo“). Die Unterschiede zeigen sich in der Art der Beerdigung, die für die Verstorbenen organisiert wird. Ein guter Tod liegt vor, wenn jemand nach einem langen, verdienstvollen Leben und als geachtetes Mitglied der Gesellschaft stirbt. Ein guter Tod ist auch die Voraussetzung dafür, dass eine Person Ahne werden kann. Für die Akan ist ein solcher Tod weniger ein Grund zum Trauern als vielmehr ein Anlass, das Leben zu feiern und der oder dem Verstorbenen Respekt zu erweisen. Ein unzeitiger Tod, etwa durch Selbstmord, Unfall, Ertrinken usw., führt dagegen dazu, dass Verstorbenen eine angemessene Trauerfeier vorenthalten wird.

GLAUBE UND KULTUR IM GLEICHGEWICHT

Eine der größten Herausforderungen für die Kirchen besteht darin, dafür zu sorgen, dass traditionelle Praktiken nicht mit den christlichen Lehren in Konflikt geraten. Die Kirchenleitung muss sensibel mit den komplexen Zusammenhängen umgehen und ein Gleichgewicht finden, das sowohl dem Glauben als auch der Kultur gerecht wird. Zwei Beispiele, ein positives und ein negatives, mögen dies verdeutlichen: In der Vergangenheit, vor allem vor der Ausbreitung des Christentums, war es üblich, dass das Familienoberhaupt den Sterbenden Wasser reichte und ihre Seele bat: „Mögen alle Frauen des Hauses Kinder gebären und die Familie mit Segen erfüllt sein“. Dieses Sterberitual wurde von der christlichen Mission aufgegriffen und theologisch umgedeutet, insbesondere im Hinblick auf die Worte Jesu am Kreuz: „Mich dürstet“ (Johannes 19,28): Heute ist es üblich, dass die Familie einen Pfarrer oder Seelsorger ruft, der mit dem oder für den Sterbenden betet und das Abendmahl spendet, um die Seele des Menschen in die Arme Gottes zu übergeben.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen sich traditionelle Vorstellungen nicht mit den christlichen Lehren vereinbaren lassen. So glauben die Akan, dass niemand ohne Grund stirbt. Selbst bei sehr alten Verstorbenen kann es sein, dass die Familie Nachforschungen anstellt, um herauszufinden, wer den Tod verursacht hat. Vor allem Witwen sind das Ziel solcher Nachforschungen und Verdächtigungen. Sie sind oft schweren körperlichen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt, die sie traumatisieren. Auch Geisterbeschwörungen sind Teil dieser Praktiken, die von der Kirche natürlich zu Recht abgelehnt werden. Um solchen unmenschlichen Handlungen zu begegnen, hat die Presbyterianische Kirche von Ghana beispielsweise eine eigene Liturgie für Witwen entworfen. Diese tritt an die Stelle traditioneller Witwenrituale.

Traditionelle Rituale wurden von der Mission aufgegriffen und christlich umgedeutet.

Die Missionskirche hat noch viel zu tun, um die Gemeinschaft zu Praktiken zu erziehen und anzuleiten, die mit ihrem Glauben und den biblischen Implikationen der von ihnen verabscheuten Praktiken in Einklang stehen. Die Kirche muss eine aktive Rolle bei der Anpassung der traditionellen Rituale an die christlichen Praktiken übernehmen. Dazu gehört ein ständiger Dialog mit den Ältesten der Gemeinde, die Aufklärung über den christlichen Glauben und die Entwicklung kultursensibler Gottesdienstpraktiken.

Pfarrer Ebenezer Ahenkan Owusu 
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Presbyterianischen Kirche von Ghana (PCG).

Lesen Sie auch Teil 4 der Serie „Tod und ewiges Leben“